AIGEN X

FORSTHUBER & MARTINEK ARCHITEKTEN

Dialektisch _ Urbanes Siedlungskonzept

Der durch die driftenden Quadranten entstehende urbane Zwischenraum in Form eines X nimmt signethaft die Benennung des Projektes auf. So entsteht auch Identität über gebaute Zeichenhaftigkeit des Namens. Die vier Quadranten werden durch Clusterräume aufgebrochen, die als rhythmisierte Erschließungsräume für die Wohnungen genutzt werden. Die Architektur wird durch geometrische Erdwälle gefasst. Das aufgeschüttete Gelände gibt den notwendigen Sichtschutz in den Erdgeschoßräumen und definiert den privaten Außenraum. Der umlaufende Schüttkegel/ Freiraumwippe pulsiert zu den Baukörpern bis zur Anschüttung, entfernt sich wieder und bildet private Freiräume. Die horizontale Rhythmisierung durch Versetzung der Baukörper erzeugt Maßstäblichkeit, erhöht den Aneignungsgrad des Wohnumfeldes, das Potenzial der Milieubildung und der sozialen Interaktion. Diese horizontale Rhythmisierung hat ihre Entsprechung in der vertikalen Staffelung der Geschossanzahl. Diese ermöglicht eine kleinteilige differenzierte Erschließung der oberen Wohnungen und führt labyrinthartig durch die Baukörper auf die Dachgärten mit Terrassen im 2. und 3. Obergeschoß. Die Baukörper werden mit dem differenzierten Freiraumkonzept verwoben. Der allseitig umfließende Grünraum bildet die Schnitt- und Verbindungsstelle zu den angrenzenden Siedlungswohnräumen. Das Siedlungsgebiet verknüpft sich mit den bestehenden Stadtteilen weiters durch die integrierten Rad- und Fußwege. Ein von Norden nach Süden durchlaufendes Grün- und Freiflächenfeld vernetzt die Zeilenbauten an der Aignerstraße mit dem „Haushaufen“. Kleingärten und Wirtschaftsatrien bilden die Außenräume der Erdgeschoßwohnungen.

Die Gartenstadt Aigen zeigt einen innovativen Umgang mit Wohnungsbau. Sie basiert auf einem klar definierten Konzept, das sich in verschiedenen Maßstäben entfaltet: Im Bezug zu Umgebung und direkter Nachbarschaft bildet die Siedlung ein überzeugendes Ensemble – der Identität einer Gartenstadt entsprechend. Die Positionierung der Quadranten oder Viertel gestaltet ein deutliches Bild des öffentlichen Raums. Die Gliederung der Baukörper bildet eine dichte, trotzdem aber offene und variierte Struktur. Das Projekt weist nach, wie durch einen bewussten Umgang mit urbanen Hierarchien städtische Qualitäten erzeugt, durch Verdichtung auch Differenzierung geschaffen und durch geringe Änderungen von Typologien eine reiche Vielfalt von öffentlichen und privaten Situationen inszeniert werden kann.
Text: Prof. Stefano de Martino (Architekturpreis Salzburg 2004).

Bauherr _ gswb Gemeinnützige Salzburger Wohnbaugesellschaft m.b.H., Salzburg