Räume, die Beziehungen schaffen, Durchblicke herstellen und Einblicke ermöglichen. Die drei Altersgruppen der Jugendlichen besitzen eigene Häuser, die
entsprechend der altersmäßigen Entwicklung aufeinander bezogen sind. Diese Altersgruppenhäuser (Kinder – Pubertierende – Jugendliche) sind bezüglich Größe
und Art der Räume unterschiedlich differenziert und transformieren in einem tänzerischen Gestus die Art der Bebauung der benachbarten Einfamilienhäuser. Die in
die Tiefe des Grundstücks reichenden Räume sind höhlenartig angelegt und entsprechen Rückzugs und Schutzbedürfnis von Kindern (Fuchsbau). Ähnliche Funktion
erfüllen die tunnelförmigen Gebilde im Außenraum (Fetzertunnel – Burschen, Mädchentunnel – Mädchen), deren Umhüllungs- und Rückzugsangebot
geschlechtsspezifisch ausformuliert wurde. Tanzende Räume, Kinderrhythmus, Bewegungsmuster, Raumimpuls, Raumwirbel, Raumgeflecht, Raumtiefe,
Raumschichten, die Möglichkeit, die Vielfalt, nicht die Beliebigkeit Lichthalle und Raumhöhle: das Kinderund Jugendhaus wurde in seiner räumlichen Struktur als
rhythmisches Gewebe entwickelt. Das dialektische Prinzip zwischen Schutz und Geborgenheit und freier, offener Entfaltung (Atmung – Raumflügel, Lichthalle) ergibt
das dynamische Prinzip der Raumentwicklung. Die Qualität des Außenraumes hat denselben Stellenwert wie die des Innenraumes. Die Fassaden sind Filter der
Bewegung von innen nach außen und bieten im Vorfeld der Innenräume eine Vielzahl ambivalenter Raumzonen für soziale Kontakte.
Das Raumgefüge ist immer in Verschränkung räumlicher und sozialer Dimensionen entwickelt worden, nie aus einer flächigen Vorstellung heraus. Das Lichtkonzept
bettet das Haus einerseits als aktiven Lichtkörper und anderseits als Reflexionsmedium in den Stadtteil ein. Die Edelstahlhaut reflektiert das Tageslicht und verändert
je nach Tageszeit oder Witterung ihre Farben. Die wellige Verkleidung aus vertikal gefalztem Blech wölbt und beult sich je nach Außentemperatur, sie agiert wie die
flexible Haut eines lebendigen Körpers. Nachts leuchten die hohen Glasportale wie Lampions in den dämmrigen Stadtteil und zeigen in ihrer Transparenz das
Innenleben (Vitrine). Die Flutlichtanlage des Basketballplatzes am Dach ist ein weiterer wesentlicher Lichtfaktor. Die fensterlose Rückwand des Turmes mutiert zur
nächtlichen Projektionswand – ein Intervallprojektor bietet den Jugendlichen die Möglichkeit zur selbständigen Lichtgestaltung während der nächtlichen
Öffnungszeit. Einblicke, Ausblicke, Durchblicke: Das Haus ermöglicht neben der räumlichen Fülle auch die vielfältigsten Durchblicke und Sichtbeziehungen. Es
werden die Blicke der Aufmerksamkeit in das Haus gelenkt, um dort transformiert zu werden und im gleitenden und geschichteten Übergang wieder in den
Stadtteil zurückzukehren.
Bauherr: Verein zur Errichtung des Kinder- und Jugendhauses Liefering Süd, Salzburg